Vibrationen beim Trennen und Schleifen und ihre Gefahren erkennen

Vibrationen: Gesundheitliche Risiken sind groß

Trennschleifen geht sprichwörtlich durch Mark und Bein – und bleibt bei mangelndem Arbeitsschutz selten ohne Folgen. Damit Sie und Ihre Mitarbeiter nicht durch Hand-Arm-Vibration geschädigt werden, gilt es bei der täglichen Arbeit mit Schwingschleifer & Co. einiges zu beachten. Denn Vibrationen übertragen sich über die Hände auf das Hand-Arm-System und können ebenso Knochen- und Gelenkschäden wie Durchblutungsstörungen oder neurologische Erkrankungen verursachen. Dabei ist Vibration nicht gleich Vibration: Wie sehr Ihr Körper belastet wird und welche Folgen sich daraus für Ihre Gesundheit ergeben, hängt von folgenden Faktoren ab:

  • der Einwirkdauer
  • der Stärke der Vibrationen
  • der Frequenz der Schwingungen
  • der Arbeitsweise / den Tätigkeiten
Auf der folgenden Seite vermitteln wir Ihnen einen Überblick über die aktuelle Gesetzeslage und wie Sie als Meister über eine Gefährdungsbeurteilung für noch mehr Sicherheit für Ihre Mitarbeiter sorgen können. Und: Wir stellen Ihnen das STOP-Prinzip vor und erläutern detailliert, was es damit auf sich hat.

Recht so: Wichtige Gesetze regeln die Hand-Arm-Vibration

Bereits 2002 – also vor nahezu zwei Jahrzehnten – erkannte der Gesetzgeber die Gefahr an, die von Vibrationen am Arbeitsplatz ausgehen können und verabschiedete eine EU-Vibrationsrichtlinie. Für Sie als Meister und Vorgesetzter bedeutet das: Sie müssen das Gefährdungspotenzial durch die Schwingungseinwirkung an den Arbeitsplätzen Ihrer Werkstatt ermitteln und bewerten. Anschließend sind Sie verantwortlich für entsprechende Präventionsmaßnahmen und müssen dafür sorgen, dass Ihre Kollegen regelmäßig an arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Aktuell gültiges Regelwerk ist die „Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung (LärmVibrationsArbSchV)“ vom 6. März 2007. Sie wurde zuletzt durch Artikel 5 Absatz 5 der Verordnung vom 18. Oktober 2017 geändert und setzt zwei europäische Arbeitsschutz-Richtlinien in nationales Recht um:

  • 2003/10/EG „Lärm“ und
  • 2002/44/EG „Vibrationen“
Um die Anwendung in der Praxis leichter zu gestalten und konkrete Maßnahmen vorzustellen, erarbeitete der so genannte Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS) Technische Regeln für die Bereiche Lärm und Vibration (TRLV). Die Einhaltung dieser technischen Regeln ist für Sie als Meister rechtlich verbindlich.

So erkennen und beurteilen Sie Gefahren richtig

Arbeitsschutz ist in der Theorie einfach, ja fast intuitiv: Für eine gute Gefährdungsbeurteilung müssen Sie und Ihre Mitarbeiter die auftretende Exposition (Dauer der Gefahr) frühzeitig erkennen und dann konsequent reduzieren. Damit das nicht nur richtig, sondern auch vollständig gelingt, sollten Sie Ihre Beurteilung immer so vornehmen:

  • tätigkeitsbezogen
  • maschinenbezogen
  • arbeitsplatzbezogen und/oder
  • personenbezogen
Der Gesetzgeber hat klare Grenzwerte definiert, die auch in Ihrer Werkstatt verbindlich sind: Laut europäischer Richtlinie (2002/44/EG) liegen die Auslösewerte und Expositionsgrenzwerte im Falle der Hand-Arm-Vibrationen bei:

  • Auslösewert A(8) = 2,5 m/s2
  • Expositionsgrenzwert A(8) = 5 m/s2

Richtig vorbeugen – gewusst wie

Bestenfalls werden Belastungen durch kluge Präventivmaßnahmen vermieden bzw. reduziert. So geht’s:

1. Ermitteln und beurteilen Sie die vorliegenden Gefährdung und Belastung am Arbeitsplatz Ihrer Mitarbeiter.

2. Definieren Sie geeignete technische und organisatorische Maßnahmen, mit denen sich Gefährdung und Belastung minimieren lassen.

3. Halten Sie sich immer streng an die vorgegebenen Expositionsgrenzwerte.

4. Belehren Sie alle Mitarbeiter immer wieder regelmäßig über Gefährdungen und Belastungen.

5. Füllen Sie Ihre Rolle als Vorgesetzter und Werkstattleiter umsichtig und verantwortungsvoll aus und sorgen Sie für die Teilnahme der Kollegen an arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen.

6. Dokumentieren Sie alle Maßnahmen, aber auch alle Vorkommnisse.

Vibrationen richtig messen – gewusst wo

Damit Sie sich nicht allein auf mögliche Angaben in der Maschinenbeschreibung stützen müssen, ist der Einsatz eines Triaxial-Beschleunigungsaufnehmers sinnvoll, um belastbare Werte der Hand-Arm-Vibrationen zu ermitteln.

Tipp: Achten Sie darauf, dass Sie die Hand-Arm-Messungen grundsätzlich an den Handgriffen der Maschine wie z. B. Winkelschleifer durchführen. Fixieren Sie im Vorfeld den Triaxial-Beschleunigungsaufnehmer mit einer Schelle oder Haftband am Griff der Maschine.

Jetzt ermitteln Sie den Schwingungsgesamtwert (ahv) aus den frequenzbewerteten Beschleunigungen aller drei Schwingungsrichtungen. Er stellt die vektorielle Zusammenfassung der drei Messrichtungen dar.

Hinweis: Damit Sie valide Messwerte bekommen und belastbare Aussagen treffen können, müssen Sie stets während eines für den Arbeitsplatz typischen Arbeitsablaufes messen.

STOP - dieser Name ist Programm

Das sogenannte STOP-Prinzip steht für die Rangfolge von Schutzmaßnahmen, an die auch Sie bzw. Ihr Unternehmen mit Blick auf Festlegung und Anwendung von Schutzmaßnahmen gebunden sind.

STOP steht im Detail für:


S - Substitution

T - Technische Schutzmaßnahmen

O - Organisatorische Schutzmaßnahmen

P - Persönliche Schutzmaßnahmen

Für Sie als verantwortlicher Meister bedeutet das, alle Maßnahmen wie folgt umzusetzen:

  • Gestalten Sie Ihre Arbeitsverfahren so, dass keine Gefährdung vorhanden ist. Prüfen Sie die eingesetzten Geräte auf Funktionalität und mögliche Gefahrenquellen (Stichwort: nicht mehr intakte Scheiben).
  • Schalten Sie die Gefährdungen aus oder bemühen Sie sich um deren Minderung bzw. nutzen Sie Schutzeinrichtungen (z. B. Abdeckungen am Winkelschleifer, Schallschutz).
  • Werfen Sie einen Blick auf die Arbeitsbelastung der Kollegen bei Trenn- und Schleifarbeiten. Können die Arbeiten verkürzt bzw. effizienter gestaltet werden? Lässt sich der Prozess anpassen, um die Exposition zu verringern? Kann eine andere Technik zur Entlastung führen?
  • Kontrollen Sie die persönliche Schutzausrüstung Ihrer Mitarbeiter nicht nur auf Vollständigkeit, sondern auch auf Funktionalität. Sind Brillen frei von Rissen? Sind Mund-Nasen-Masken noch funktional? Sind die Handschuhe noch intakt? Passt der Gehörschutz und schützt er ausreichend?

Die Anwendung der STOP Prinzipien hilft Gefahren am Arbeitsplatz zu mindern und leistet einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter sowie deren Gesundheit und Wohlbefinden.

Fragen Sie öfter mal nach

Ein wichtiger Schritt, um Belastungen durch Hand-Arm-Vibration aufzuspüren, ist das persönliche Gespräch mit Ihren Mitarbeitern. Fragen Sie Ihre Kollegen nach ihrem Befinden und möglichen ersten Anzeichen einer körperlichen Einschränkung. Schicken Sie den Mitarbeiter ggf. zum Betriebsarzt. Machen Sie das Thema Arbeitsschutz zum integrativen Bestandteil Ihres Werkstattalltags. Führen Sie regelmäßige Schulungen durch und ermitteln Sie auch die Messwerte an den eingesetzten Maschinen konsequent. Arbeitsschutz ist immer auch eine Teamleistung. Sensibilisieren Sie die Kollegen dafür – unser Poster zur PSA kann wertvolle Hilfestellung bieten.

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